heute in 365 Tagen – Simone C. Styger – Geschäftsführende Inhaberin von The Style Connection und The Coach Connection, Stiftungsratspräsidentin Styger Stiftung für Kinder.
Wie will man Knigge-Seminare online durchführen? Wie sammelt eine Stiftung für bedürftige Kinder Spenden? Gleich zwei Herausforderungen für eine engagierte Frau mit Herz wie Simone C. Styger. Viel Vergnügen bei der Lektüre unserer Interviewserie “heute in 365 Tagen” von NZZJobs.
Frage 1: Wie hat die Nachricht des Corona Virus Sie bei der ersten Welle erreicht und persönlich geprägt? Welche Bilder haben Sie dabei im Kopf? Wie gehen Sie nun mit der dritten Welle um?
Wie ich erstmals von dem Virus in Wuhan erfuhr, dachte ich noch, dass uns dies hier in Europa gar nicht betrifft. Als dann der Ernst der Lage bekannt wurde, waren wir bereits in Südspanien, wo wir eine zweimonatige Auszeit geplant hatten. Dort wurde uns das ganze Ausmass schmerzlich bewusst: wir durften das Haus nicht mehr verlassen, weder zu zweit mit dem Hund Gassi gehen noch gemeinsam Lebensmittel einkaufen. Nach fünf Wochen hatten wir genug und flohen auf abenteuerlichste Weise aus diesem Land. Da es keine Flüge mehr gab, mussten wir mit einem geliehenen Auto quer durch Spanien nach Barcelona fahren und dann von dort via Frankfurt mit dem Flieger nach Zürich. Es war gespenstisch – wir sahen weder Menschen auf der Strasse noch an den Flughäfen. Mittlerweile habe ich mich an viele Einschränkungen gewöhnt – ausser dass ich meine Freunde nicht mehr umarmen darf. Daran werde ich mich nie gewöhnen!
Frage 2: Wie wirkt sich die Corona-krise auf Ihren Arbeitsalltag aus?
Plötzlich hatte ich viel mehr Zeit! Meine Seminare und Schulungen wurden storniert, auch individuelle Beratungen wurden viel weniger nachgefragt. In der Stiftung wurde es zunehmend schwierig, Geld zu sammeln, da jeder allzu sehr mit sich selbst beschäftigt war. Ah ja, und ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so viel gekocht!
Frage 3: «The Style Connection» ist seit 1999 Ihr eigenes Unternehmen, wo Sie unter anderem Stil- und Knigge-Seminare anbieten. Wie haben sich Ihre Workshops mit Corona verändert? Werden diese nun online durchgeführt?
Es haben sich plötzlich neue Fragen gestellt: Wie begrüsse ich, wenn ich nicht mehr die Hand reichen kann? Wie präsentiere ich mich in Zoom-Meetings? Und wie schaffe ich es, dass ich nicht in Vergessenheit gerate, obwohl ich nur noch im Homeoffice bin? Meine Schulungen dauern 1-2 Tage, und wir erleben, wie wir erfolgreicher mit Menschen umgehen. Wie wollen Sie einen Steh-Apéro mit Small Talk-Übungen oder persönliche Auftrittskompetenz am Bildschirm üben? Ich habe bewusst darauf verzichtet, diese Live-Situationen online anzubieten, da es meinem Qualitätsanspruch nicht genügt. Kurze Sequenzen oder einzelne Tipps kann ich definitiv online geben, aber die praktischen Übungen und alle spannenden Diskussionen über das menschliche Verhalten würden wegfallen. Seit einiger Zeit dürfen wir die Schulungen wieder vor Ort durchführen, zwar mit den entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen, aber trotzdem sind die Leute ganz begeistert, endlich wieder «live» das Miteinander zu erleben!
Frage 4: Seit 2010 gibt es die «Styger Stiftung für Kinder» welche Sie seit mehr als einem Jahr präsidieren. Wie haben Sie diesen Wechsel in eine solch wichtige Position während dieser Zeit erlebt?
Ich engagiere mich schon einige Jahre für unsere Stiftung. Vor etwas über einem Jahr haben wir einen «Relaunch» gemacht und den Stiftungsrat neu konstituiert. Wir sind stolz darauf, dass jeweils eine grössere Summe am Polo Charity Cup in Ascona zusammenkommt, und sind stets darum bemüht, neue Spenden zu sammeln. Die Not der Kinder in der Schweiz ist viel grösser, als sich viele vorstellen können. Wir helfen unkompliziert und schnell, obwohl wir die Anträge natürlich sehr genau prüfen. Dies ist uns nur hier vor Ort möglich, und darum unterstützen wir ausschliesslich bedürftige Kinder in der Schweiz.
Frage 5: Gab es für die «Styger Stiftung» neue Herausforderungen während der Corona-Krise?
Ja, auf der einen Seite hat sich das Sammeln von Spenden erschwert, weil keinerlei Charity-Veranstaltungen durchgeführt werden konnten. Auf der anderen Seite haben sich die Anfragen gehäuft – wir konnten also nicht so viel helfen, wie wir gerne wollten. Wir sind auf regelmässige Unterstützung angewiesen und hoffen auf weitere Gönner.
Frage 6: Können Sie der Corona-Krise auch etwas Positives abgewinnen?
Durchaus. Ich hatte ganz viel romantische Zeit zu zweit und habe meine Kochkünste verbessert.
Frage 7: Was wünschen Sie sich für nach der Corona-Krise? / Gibt es etwas was Sie gerne beibehalten würden von den Auswirkungen der Corona-Krise?
Es ist etwas Ruhe in unser Leben eingekehrt. Ich möchte mir diese Entspanntheit bewahren, ohne die Engagiertheit zu verlieren.
Name: Styger
Vorname: Simone C.
aktueller Arbeitgeber: Geschäftsführender Inhaber von The Style Connection und The Coach Connection, Stiftungsratspräsidentin Styger Stiftung für Kinder
Alter: 49